Street Legal – Wer war dabei?

von Richard Limbert

Street Legal ist als Album, wie viele Dylan-Alben, ein bisschen ein Mysterium. Für viele ist es das Ende des glanzvollen 60er/70er-Jahre-Dylan, für andere ist es schon der Anfang vom Ende für Bob Dylan. Und tatsächlich: der Sound knarzt durchaus hier und da und das Songwriting wirkt manchmal etwas flach. Zwischen Tür und Angel in einem kleinen, mobilen Aufnahmestudio aufgenommen hat es durchaus etwas spontanes, unausgereiftes. Ihm fehlt manchmal etwas das Funkeln. Aber es hat auch eine etwas schwermütige Tiefe und glänzende Blechbläser und Gospelchöre. Die Entstehung ist jedoch etwas chaotisch. Wie oft hat Dylan sich hier eher spontan inspirieren lassen und so manche Musiker im Laufe der Proben oder Aufnahmen aus dem Prozess entfernt. Es war eben kein lang geplantes Projekt, dieses Street Legal.

Und Musik ist eben nicht nur Töne und Rhythmus. Musik ist ein Netzwerk. Menschen machen Musik, sie entsteht nicht aus sich selbst heraus. Und deshalb möchte ich hier eine kleine Personendatenbank zum berüchtigten Street Legal von 1978 machen und mir die Frage stellen: Wer war dabei?

Ich stelle hier die Akteure vor, die Street Legal gestaltet haben und zeige woher sie kamen, wo sie 1977/78 waren und wo sie hingingen. Prinzipiell ist soetwas jedoch immer mit Vorsicht zu genießen. Auf Pat Garrett & Billy the Kid wurden 1973 durch Dylan auch schon Musiker angegeben, die gar nicht existieren. Jolly Roger am Banjo dort ist wahrscheinlich Roger McGuinn. Auch Dylan selbst nutzt als Master of Disguise gerne Pseudonyme und hat unter verschiedenen Namen wie Blind Boy Grunt schon aufgenommen und als Robert Frost Musik produziert.

Durch Wikipedia und andere Quellen zusammengetragen lässt sich folgende Liste an Personen zu Street Legal erstellen:

Musiker:

Billy Cross (lead e-git) Stephen Soles (r-git, background-voc) Alan Pasqua (key) Jerry Scheff (b) Ian Wallace (dr) Bobbye Hall (perc) Steve Douglas (sax) Steve Madaio (tr; auf Is Your Love in Vain?) David Mansfield (vio, mand) Carolyn Dennis (back-voc) Jo Ann Harris (back-voc) Helena Springs (back-voc)
ProduktionDon DeVito
  • Biff Dawes – engineering
  • Stan Kalina – mastering engineer at CBS Recording Studios in New York City
  • Mary Alice Artes – „Queen Bee“
  • Larry Kegan – „Champion of All Causes“
  • Ava Megna – „Secretary of Goodwill“
  • Arthur Rosato – „Second in Command“
  • Howard Alk (Cover)
  • George Corsillo (Design)

Andere:
Rob Stoner

Howard Wyeth

Walter Davis

Jr. Otis Smith

Natürlich ohne Bob Dylan! Aber trotzdem eine stolze Zahl: 23 Leute lassen sich hier in den direkten Zusammenhang mit Street Legal stellen.

Don De Vito

Als Produzent ist Don DeVito vor allem bei Bob Dylan Fans bekannt. In seinem Nachruf 2011 beschreibt das Rolling Stone Magazine sein Lebenswerk als: Lange Jahre war er erfolgreich als A&R für Columbia Records tätig, fünfmal wurde er für den Grammy nominiert. Seinen einzigen Grammy bekam er schließlich 1989 in der Kategorie ,Best Traditional Folk Recording‘ für das Album ,Folkways – A Vision Shared: A Tribute to Woody Guthrie & Leadbelly‘.“ Geboren ist er 1939 in Brooklyn und spielte als Teenager schon in Al Koopers Band. Die Band schmiss ihn während einer laufenden Tour raus und er strandete in Fort Smith/Arkansas. Dort traf er zufälligerweise auf Johnny Cash. Er arbeitete später als Executive für CBS in Miami und ab 1971 in New York. Dort gesellte er sich unter die Studiobetreiber und lernte unter anderem Bob Johnston kennen. Durch Johnny Cash lernte er Bob Dylan kennen und verhalf Dylan zum Wechsel zurück zu Columbia nach seiner kurzen Exkursion zu Asylum Records. Manchmal wird DeVito fälschlicherweise zugeschrieben schon Blood On The Tracks produziert zu haben, ab Desire begann dann aber tatsächlich seine Tätigkeit als Produzent. Er produzierte dann noch Street Legal und die Live-Alben Hard Rain und at Budokan. 2011 starb er an Prostatakrebs.

Backcover Street Legal, Quelle: Columbia Records

Billy Cross

Billy Cross spielte Lead E-Gitarre auf Street Legal. Wie viele andere war er auch Teil von Bob Dylans 1978er Welttournee. 1946 in New York geboren startete seine Musikerkarriere in den 60er Jahren. Er spielte und assistierte in einigen Studios und wurde dann kurzzeitig Mitglied von Sha-Na-Na mit denen er in der Broadway-produktion von Hair mitspielte. 1972 wurde er der musikalische Leiter der Touring Company von Hair und spielte mit diversen anderen Musikern. In den 70er Jahren besuchte er zum ersten Mal Dänemark, das seine zweite Heimat werden sollte. Er wurde in den 70ern von Bob Dylan für seine 1978er Welttournee angefragt und spielte auch für Meat Loaf und diverse andere Musiker. In den 80er Jahren schrieb er einen Song für Bonnie Tyler und produzierte weiter Musik, meist dänische Acts. Er lebt bis heute in Dänemark. Auch brachte er selbst Alben mit eigenem Material heraus. 2001 und 2010 brachte er übrigens zwei Bücher heraus. Ein Kochbuch über die US-amerikanische Küche und ein Buch mit seinen Memoiren. Beide auf dänisch.
Seinen Rocksong „I Want Your Guitar“ mit passendem, witzigen Video kann man sich hier ( https://www.youtube.com/watch?v=fPyaHpwiSRQ ) auf YouTube angucken.

Stephen Soles

Mit Stephen Soles hat man den ersten Kandidaten auf dieser Liste, die in Richtung CCM, also Contemporary Christian Music (christliche Popmusik) gehen und Dylan Ende der 70er Jahre sicher in die christliche Ecke gebracht haben. In den späten 70er und 80er Jahren waren solche Sekten-artigen Wandlungen in der Künstlerszene voll in Mode – man denke nur an die Scientology-Anbadelungen mit Edgar Winter in den 80er Jahren – und auch Bob Dylan hatte beginnend in genau dieser Zeit einige Jahre christliche Wiedererweckung in den späten 70er und frühen 80er Jahren. Soles spielte Rhythmusgitarre und sang ein bisschen im Hintergrund bei Street Legal. Dylan hat ihn bereits 1975 in die Rolling Thunder Revue mit an Bord geholt. Nach der Welttournee mit Dylan 1978 formte er gemeinsam mit einem anderen Dylan-Mitstreiter, David Mansfield, und T-Bone Burnett (auch stark in der wiedererweckten Christen-Szene) The Alpha Band. Soles hat einige Soloalben rausgebracht, mit anderen Musikern musiziert (auch wieder mit Dylan bei einzelnen Aufnahmen) und war als Produzent tätig.

Alan Pasqua

Alan Pasqua spielte Keyboard und Piano auf Street Legal. Er stammt aus New Jersey, ist 1952 geboren und nach der Dylan Tour 1978 hörte er Jahrzehnte nichts von Dylan. 2017 will plötzlich Bob Dylan etwas Pianomusik von ihm haben. Ohne lange zu überlegen spielt er ihm etwas ein. Ohne zu wissen, dass etwas später diese Musik von Alan Pasqua bei seiner Nobelpreis-Rede laufen lassen wird. Pasqua war vorher der Pianist von Eddie Money und kam durch Rob Stoner, der ihn beim Gig im Flur traf an Bob Dylan. Später war er Gründungsmitglied der Band Giant und spielte für viele andere Größen.

Backcover Street Legal, Quelle: Columbia Records

Jerry Scheff

Bassist Jerry Scheff war vor seiner Assoziation mit Bob Dylan bereits ein kleiner Star. Ein gemachter Studio- und Bühnen-Bassist der von 1969 bis 1977 seinen festen Platz in der Band rund um Elvis Presley hatte. Bis heute hält er viele Vorträge, schreibt Bücher und macht Musik um dem Gedenken Elvis Presleys beizusteuern. Im neuen Elvis-Film von Baz Luhmann sieht man Elvis ganz cool bei der Ausarbeitung eines neuen Arragaments von „That’s All Right Mama“ für seine Vegas Shows 1969 noch „Bring that Bass up, Jerry!“ sagen. Hier hat man eine der Verbindungen zwischen Dylan und Elvis in Street Legal. Elvis war nicht nur eine große Inspiration für Dylan generell, Elvis starb knapp ein Jahr bevor Street Legal aufgenommen wurde und Dylan war am Boden. Sein Kindheitsidol war nun Geschichte. Und die Aufmachung der 1978er Tour in Bild und Musik zeigt viele Parallelen zu Elvis in den 70er Jahren. Also hat Dylan vielleicht auch mit diesem Gedanken Scheff an den Bass geholt.

Ian Wallace

Das markante Schlagzeug auf Street Legal wird von Ian Wallace gespielt. Wallace ist als britischer Schlagzeuger für sein Trommeln bei King Crimson bekannt, die ihn nach ihrem eher minder-populären In The Wake of Poseidon als zweites Album im Jahr 1970 einsetzten. Allerdings nur bis 1972. In den 70er Jahren hatte er seine absolute Hochphase und war für viele, wie Alexis Korner, Ry Cooder und Don Henley ein gefragter Drummer. Kein Wunder, dass Dylan ihn gerne in der Band für seine bis dahin größte Tour haben wollte. 2007 ist er an Krebs verstorben.

Bobbye Hall

Die Perkussionistin Bobbye Hall war in den 70er Jahren schon eine Größe in der Welt der Studiomusiker. Besonders als Frau war es schwer als Instrumentalistin Fuß zu fassen. Da ging das höchstens ungesehen im Studio (wie Carol Kaye als eine der wenigsten weiblichen Bassisten der 60er Jahre bestätigen kann). Geboren in Detroit kam sie schnell in Berührung mit dem Sound von Motown und wurde in ihrer Jugend bereits vom legendären R&B Label als Studiomusikerin eingesetzt. Sie hat mit Marvin Gaye gespielt, war mit Carole King auf Tour aber hat sich vor allem als Perkussionistin von Bill Withers hochgespielt und spielt zum Beispiel auf seinem Hit Lean On Me von 1972. Bob Dylan hat die gefragte Musikern für seine Welttournee mit einer hohen Gage von 2,5 tausend Dollar pro Woche angeheuert um ihre Studiosessions zu kompensieren. Auf der Tour war Hall weniger als Freundin Dylans mit dabei, sondern als professionelle Musikerin. Und sie war kein großer Fan seiner vollen Band-Arragements. Auf Street Legal ist aber zum Beispiel das schmissige Conga-Intro von Where Are You Tonight echtes Qualitätsmaterial.

Steve Douglas

Die Rock’n’Roll Hall of Fame bezeichnet Douglas schlicht als „Steve Douglas was the saxophonist everyone wanted to work with.“ Und das hat seine Gründe: in der Rockmusik ist das Saxophon von Steve Douglas oft zu hören. Der Sessionmusiker hatte einen großen Namen in der Musikszene. Der 1938 in Los Angeles geborene Saxophonist hat so ziemlich jeden anderen Sax-Spieler seiner Zeit beeinflusst. Rob Bowman beschreibt seinen Einfluss als: „In fact, virtually every sax solo on a rock record emanating from Los Angeles in the first half of the 1960s was played by Steve Douglas, and every subsequent saxophonist in rock history, from Denny Payton of the Dave Clark Five to Clarence Clemons of the E Street Band, owes a significant debt to Douglas’s palpably intense approach to the instrument.“ In den 50er Jahren spielte er schon mit Duane Eddy und war später Teil der Wrecking Crew. Ein echter Profi! Er starb 1993 während er sich gerade mit Ry Cooder einspielte an einem Herzinfarkt.

Steve Madaio

Steve Madaio spielte Trompete auf „Is Your Love In Vain?“. In den frühen 70er Jahren war er mit den Rolling Stones auf Tour und ist durch seine Arbeit mit Stevie Wonder bekannt geworden. Als Musiker war er von seinen Kollegen stets hoch respektiert, was dazu führte, dass es zahlreiche Nachrufe auf ihn gab als er 2019 verstarb. Hier ( https://www.youtube.com/watch?v=4EvSIu0tvLw ) kann man mit Steve Madiao ein bisschen Trompete lernen.

David Mansfield

David Mansfield ist mittlerweile eine kleine Legende für sich selbst. Er gilt als wegbereitender Mandolinist, Laptsteel-Spieler und prinzipiell hervorragender Multiintrumentalist. 1956 geboren wuchs er in New Jersey auf. Sein Vater war bereits musikalisch und Mansfield brachte sich schnell alle möglichen Musikinstrumente bei. Mit zarten 18 Jahren wurde er bereits von Bob Dylan auf die Rolling Thunder Revue eingeladen und als Hausmusiker engagiert. Dylan war vollauf begeistert von den Künsten des jungen Musik-Genies. Auf Mama, You’ve Been On My Mind auf der Rolling Thunder Revue zusammen mit Joan Baez hört man ganz prominent die hüpfende Lapsteel-Gitarre. Und auch bei der Welttournee 1978 durfte Mansfield nicht fehlen. Er war bei den Mandolinenparts von „Forever Young“ zum Beispiel sehr stark im Vordergrund. Auf Street Legal hört man ihn eher zwischen den Tönen. Auch er hielt sich später stark an T-Bone Burnett und wurde Part der Auferweckten Christen. Und auch Mansield war bei der Alpha Band mit von der Partie. Später dann hat er auch für zahlreiche Filme die Musik produziert.

Carolyn Dennis

Carolyn Dennis ist eine der Background Sängerinnen die Dylan für seine Tour und sein Album gebucht hat um den Gospel in seine Musik zu bringen. Für viele Größen wie Bruce Springsteen und Michael Jackson. Doch wirklich bekannt wurde die 1954 Geborene dafür, dass sie Bob Dylans zweite Ehefrau nach Sarah Lowndes wurde. Ganz heimlich heiratete Dylan seine Backfgroundsängerin 1986. Die Ehe hielt nur bis 1992 aber trotzdem kam erst 2001 heraus, dass Dylan und Dennis verheiratet waren. Ihre Mutter war selbst Backupsängerin und sang schon für Ray Charles in den 60er und 70er Jahren. Dennis selbst war als Gospelsängerin aktiv und darum auch gerade sehr passend für Street Legal, die 1978er Welttournee und Dylans wachsender Faszination mit dezidiert christlicher Musik. Bis zu ihrer Heirat trag Dennis auch oft an der Seite Dylans als Backgroundsängerin bei seinen Konzerten auf, sang auch auf Saved und Empire Burlesque. Neben dem Singen ist Dennis auch im Theater und Film zu sehen, sie sang auch in der erneuerten Version einer Monteverdi-Oper.

Jo Ann Harris

Jo Ann Harris wurde 1978 von Dylan für seine Tour angeheuert und sang später für Bette Midler. Als Dylan seine Band auf Konzerten vorstellte, ließ er es sich nicht nehmen schelmisch ein paar Witzchen zu reißen. So stellte er Jo Ann Harris unter aderem vor als „In the middle my ex-wife Jo-Ann Harris“ oder „On the right, this girl’s my cousin, my first cousin, Jo Ann Harris.”Mit Blick auf Carolyn Dennis kann man aber schon denken, woher solche Ansagen kommen.

Helena Springs

Springs sang nach der Tour gemeinsam mit Jo Ann Harris ebenfalls für Bette Midler. Mit Dylan hatte sie eine relativ innige Beziehung. Beide schrieben gemeinsam Songs von denen jedoch keiner offiziell veröffentlicht wurde. Springs wurde 1961 in Los Angeles geboren und begann früh Gospel in der Kirche zu singen. Mit 17 schloss sie sich bereits Dylans Band an. In einem Interview sagte sie, dass sie Bob Dylan vor ihrem Casting für die Tour gar nicht kannte und das erste Konzert der Welttournee ihr „first major gig“ waren. Springs schrieb mindestens 19 Songs gemeinsam mit Dylan, von denen einige von anderen Musikern wie Eric Clapton gecovert wurden. Sie hatte eine Affäre mit Robert De Niro. Später arbeitete sie weiter im Showgeschäft und brachte eine Reihe an Puppen heraus.

Biff Dawes

Biff Dawes is als Tontechniker und Musikproduzent bei Street Legal beteiligt gewesen. Er arbeitet zurzeit in Los Angeles und ist seit den frühen 70er Jahren im Geschäft. Mit den Wings, Van Morrison und Richard Pryor hatte er bereits länger Erfahrung als er sich an Street Legal machte. Auch ist er bekannt für seine Arbeit mit Mobile Studios. Also kleinen, mobilen Studios. Eines in dem Street Legal zum Beispiel aufgenommen wurde.

Stan Kalina

Stan Kalina wird als „mastering engineer at CBS Recording Studios in New York City“ bezeichnet. Er hat also von CBS aus New York aus die Aufnahmen aus dem kleinen Studio in Kalifornien noch etwas glatt gebügelt. In den 70er Jahren war er hier recht aktiv. Er hat bei Desire von Dylan schon zwei Jahre vorher die Regler gedreht. Nach den 80er Jahren kommt dann aber recht wenig von ihm und man sieht ihn nur hin und wieder in den Credits als Remasterer.

Mary Alice Artes

Als „Queen Bee“ wird hier Mary Alice Artes bezeichnet. Artes war kurzzeitig die Partnerin Dylans, die ihn dann in die Vineyard Fellowship einführte. Die fundamentalistisch-christliche Gemeinschaft, der dann auch David Mansfield und andere aus Dylans Umkreis beigetreten sind. Auf Street Legal wird sie definitiv als Einfluss auf das Album genannt. Artes hat nach seinem Erweckungserlebnis, in dem ihm jemand während des Konzertes ein silbernes Kreuz auf die Bühne schmiss Dylan gemeinsam mit Helena Springs an die Gesellschaft herangeführt, der sie schon länger angehörte.

Larry Kegan

Dass Larry Kegan aus Street Legal als „Champion of All Causes“ genannt wird, ist ein schönes Stück persönlicher Bob Dylan-Geschichte. Larry Kegan ist ein alter Jugendfreund Bob Dylans. Die beiden lernten sich im Sommercamp in Minnesota als Kinder kennen. Dylan und Kegan waren beides ambitionierte Kinder, die unbedingt einmal in der Musik groß raus kommen wollten. Doch Kegan hatte ein schweres Schicksal. Ein Tauchunfall machte ihn als Teemager schon Querschnittgelähmt. Zehn Jahre später dann wurde er bei einem Autounfall sogar abseits des Halses gelähmt. Kegan hörte aber mit dem Musizieren nicht auf. Auch wenn er kein Instrument mehr spielen konnte, sang er doch weiter und wurde damit für andere Musiker mit Handycap zum Vorbild. Dylan verlor Kegan nie ganz aus den Augen. Vor allem während der Rollings Thunder Revue nahm er ihn oft mit auf Tour. Und seine Freundschaft zu Keagan ging sogar so tief, dass er bei einer Show 1981 statt seiner gängigen Zugabe Knockin‘ On Heaven’s Door Kegan auf die Bühne holte und ihn ein Stück von Chuck Berry singen ließ, während sich Dylan selbst am Saxophon versuchte. Eine spannende Geschichte von Freundschaft die eigentlich einen ganz eigenen Artikel verdient hätte. Auf jeden Fall kann man anhand dieser Widmung sehen, dass Dylan 1978 eine tiefe Freundschaft zu Kegan pflegte. Hier ( https://www.youtube.com/watch?v=EXH63oGLb8s ) sieht man ein Konzert in dem Kegan gemeinsam mit der Dylan-Violinistin Scarlett Rivera und dem Gitarristen Gene LaFond 1982 ein Konzert gibt. Larry Kegan starb am 11. September 2001 an einem Herzinfarkt.

Ava Megna

Ava Megna wird auf der Plattenhülle von Street Legal als Secretary of Goodwill bezeichnet. Hinter diesem mysteriösen Posten steckt die Dame, die auf den Bob Dylan Tourneen die Kartenkasse gemacht hat. In On the Road with Bob Dylan von Larry Sloman wird sie als „[…] diminutive, attractive blonde, whose job it is to run the box office at each venue“ beschrieben. Eine nette Geste, dass Dylan dieser wichtigen Personen auf einer Tour eine Stimme gibt, die sonst in der Musikgeschichtsschreibung untergehen würde. Leider ist Ava Megna einer der Fälle von Verwaltungsmitarbeiter in der Musik, die sonst kaum Aufmerksamkeit erhalten obwohl sie absolut wichtige Arbeit für die Musikwelt leisten.

Arthur Rosato

Arthur Rosato wird auf Street Legal als „Second in Command“ bezeichnet. Rosato ist als Fotograf, Musiker aber auch Tontechniker tätig und hat seit den 60er Jahren für diverse Größen gearbeitet. Einige Zeit hat er im legendären Fillmore West Bilder gemacht. Als Musiker hat er für Dylan auch schon Schlagzeug gespielt und Street Legal war so ziemlich das erste Album bei dem er als Tontechniker mit aktiv war. In den 80er Jahren folgten dann unter anderem Crosby, Stills & Nash und Bruce Springsteen. Auch hat er einige Album Arts als bildender Künstler mit designt. Auf seiner Webseite beschreibt er sich und Dylan als: Bob Dylan once said to me ‚That I was so low key, that I was subterranean.‘ I think that is my approach to documenting the world. I’m not there to force myself on it, but to be absorbed into it.“

Howard Alk

Howard Alk wurde 1930 geboren und war in Chicago Ende der 60er Jahre schon voll im Film-Business. Er produzierte vor allem sozialkritische Filme ganz im Sinne der 68er Generation. Schon zu Studentenzeiten gehörte er einer berüchtigten Theatertruppe an, in der auch u.a. Mike Nichols Mitglied war. Ab den 60er Jahren war er schon Teil der Crew, die Bob Dylan auf seiner Tour begleitete und Bilder und Filmmaterial von ihm anfertigte. Alk wurde von Dylan auch später für Eat the Document und Renaldo und Clara engagiert. Auch Tour-Filmmaterial von Dylans Touren wurden prinzipiell immer von Alk gefertigt. Howard Alk starb 1982 an einer Überdosis Heroin. Bob Dylan blieb ihm bis zu seinem Tod treu und wertschätzte seine Filme und Fotos. Für Street Legal wandte er sich darum praktischerweise an Howard Alk als er das etwas improvisierte Cover-Foto wollte.

George Corsillo

George Corsillo ist ein Designer für Musiker, Marken und Magazine. Er stammt aus Connecticut und steckt hinter vielen ikonischen Logos und Covern. Corsillo hat zum Beispiel das Cover des Grease-Soundtrack entworfen. Angefangen hat er als Comic-Zeichner in seiner Schülerzeitung und kreierte als Schüler schon Wandmalereien für Schulfeste. Er wurde die Rechte Hand des bekannten US-Comiczeichners Garry Trudeau. Als Dylan ihn für Street Legal zum Designer machte war er also schon ein etablierter Künstler, aber trotzdem noch relativ jung. Aus Howard Alks Foto hat er definitiv eine Atmosphäre für das gesamte Album Art gemacht.

Rob Stoner

Rob Stoner wird hier eher am Rande erwähnt, da er auf dem Album selbst nicht zu hören ist. Stoner war Dylans Bassist mit unverwechselbarem, melodiösen Stil seit der Rolling Thunder Revue 1975 und 1976 und spielte den Bass auf Desire. Stoner wurde gemeinsam mit einigen anderen Musiker der Rolling Thunder Revue von Dylan für die ersten Experimente für ein neues Album ins Studio geholt und sollte auch auf der neuen Welttournee mitspielen. Stoner hatte das nach den Rolling Thunder Revue gar nicht erwartet. Er sagte dazu: „I thought the Hard Rain thing was the last I’d ever hear from Bob … Then suddenly I get this call – I think Bob called me up personally … and asked me to bring Howie, and a couple of other people, to L.A. to ‚just try some things out.'“ Doch diese Proben für das neue Album sind nicht erfolgreich. Dylan kämpft gerade einen fiesen Scheidungskrieg und ist unkonzentriert, kommt selten ins Studio. Stoner kommt mit auf die ersten Konzerte mit Dylan. Aber verlässt die Band ab April 1978. An seiner Stelle wird Jerry Scheff eingesetzt.

Howard Wyeth

Genau wie bei Stoner war Wyeth bei der Rolling Thunder Revue und Desire dabei, hat aber vor den Aufnahmen für Street Legal die Band aufgrund seiner Heroinabhängigkeit verlassen und wurde durch Denny Seiwell ersetzt.

Denny Seiwell

Seiwell war der Schlagzeuger der Wings, der für Wyeth einspringen musste. Seiwell wurde aufgrund von Rauschgiftbesitz in Schweden festgenommen und für die ersten Konzerte von Dylans neuer Band in Japan wurde er nicht für ein Visum zugelassen. Er musste gehen und wurde durch Ian Wallace ersetzt.

Andere Musiker, die Walter Davis Jr., Jesse Ed Davis, Otis Smith, sowie die Sängerinnen Katey Sagal (später bekannt als Peggy Bundy aus „Eine schrecklich nette Familie“), Debbie Dye Gibson, and Frannie Eisenberg gehörten anfänglichen Probe-Sessions an, konnten sich aber nicht in Dylans Band halten

Prinzipiell kann man sagen, dass hier eine bunte Mischung vertreten ist. Es gibt etablierte Musiker die mit Elvis und anderen Größen auf der Bühne standen und seit Jahren touren und komplette Newcomer die gerade erst ihren ersten Gig hinter sich haben. Vor allem sieht man hier, wie sich christliche Phase Dylans und poppigerer Sound schon in der Musikerauswahl niederschlagen. Sowohl die Rolling Thunder Revue aus den Jahren vorher, als auch die späteren Akteure der Vineyard Christen zeigen sich hier und treffen sich in teilweise bizarrem Zusammenspiel. Auch sieht man, dass die Aufnahmen und Probe für die folgende Tour von einigermaßen großer Wechselhaftigkeit (man kann fast sagen „Chaos“) geprägt waren und bis in die ersten Wochen der Tour hinein ein Kommen und Gehen an der Tagesordnung standen. Street Legal ist wirklich ein Album zwische den Welten. Irgendwo noch folkig mit David Mansfield, aber auch schon Gospelig-poppig mit jungen Sängerinnen aus der Kirchengemeinde. Und über allem schwebte ein drückender Schleier, der musikalisch zu Tief- aber auch Höhepunkten führen konnte. Die Krisen Dylans der 80er Jahre zeichnen sich hier schon leicht ab, trotzdem ist man mit einem Bein bei Street Legal noch in den 70er Jahren. Die 23 Personen dieser Liste zeigen diese Hin- und Hergerissenheit plastisch und persönlich.

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