Grundsatz

Key West – Das historisch-kritische Dylan- und Americana-Magazin

Wir alle haben zu einem bestimmten Zeitpunkt unseres Lebens Zugang zu Werk und Wirken Bob Dylans gefunden. Das hat uns seitdem nicht mehr losgelassen. Der Künstler Bob Dylan und sein Werk sind für uns ewige Quellen der Auseinandersetzung, der Betrachtung, der Analyse und der Freude.

Wir, das Team von Key West, sind an einer historisch-kritischen Herangehensweise an das Phänomen Dylan interessiert. Welche Zeitumstände, welche gesellschaftlichen, kulturellen, politischen Entwicklungen haben Dylans Werk beeinflusst. Und wie und wo hat sein Werk wiederum die Kultur und die Gesellschaft beeinflusst?

Auch die persönlichen, subjektiven, biografischen Faktoren, die Dylans Kunst beeinflussen, soweit sie nach Quellenlage recherchierbar sind, fließen in die Analysen ein. Wir haben aber dabei kein Interesse und auch keine Hoffnung, der „Person“ Bob Dylan wirklich nahe zu kommen. Dies zu können, im Anbetracht der Tatsache, dass Bob Dylan eine Kunstfigur ist und Bob Dylan nur dann Bob Dylan ist, wenn er Bob Dylan sein will, halten wir weder für möglich, noch kann dies irgendeinem Erkenntnisinteresse dienen. Was uns aber auch nicht daran hindert, immer wieder einmal spekulativ unterwegs zu sein.

Was wir aber nicht machen ist reine Psychologisierung oder Heldenverklärung des „Phänomens Dylan“. Dylan ist nicht unser Alter Ego, nicht unser großer Bruder, nicht unser bester Freund. Wir alle haben ein eigenes Leben und Bob Dylan ist der Betrachtungsgegenstand. Die Auseinandersetzung mit Dylans Werk und Wirken ist uns Passion, nicht Obsession.

Daher haben wir uns entschlossen auch kein reines Dylan-Magazin zu machen. Dylan gilt als „Vater des Americana“, er ist nicht zu verstehen ohne die Auseinandersetzung mit der Geschichte und Kultur der USA. Dies ist der Resonanzrahmen auf dem sich Dylan bewegt. Shakespeare, Ovid, Homer sind die abendländischen Referenzen für Dylan, sein Werk und Wirken ist dennoch nordamerikanisch geprägt.

Wir möchten mit unserem Vierteljahres-Online-Magazin in der deutschsprachigen Dylan-Welt ganz klar eine Position besetzen. Thomas Waldherr schrieb vor einiger Zeit mal davon, ein „Left Wing Dylanologe“ zu sein. Das kommt unserem Selbstverständnis doch recht nahe. Wir wollen Dylan nach emanzipatorisch-kritischem Gehalt hin untersuchen. Wir grenzen uns damit ab von den allzu eilfertigen religiösen Deutungen, von rechtsgerichteten Okkupierungen oder von altersmilden „es war doch alles schön“ Einschätzungen.

Wir sind immer noch der Auffassung, dass die Born Again-Phase ein Fehltritt war, das „Slow Train Coming“ reaktionäre politische Aussagen propagiert und dass „Trust Yourself“ immer besser ist als „Gotta Serve Somebody“. Wir meinen „Don’t Follow Leaders, Watch The Parking Meters“, ohne die dabei zu vergessen, wann „the time for your tears“ ist und schließen uns ihm an, wenn er den Ausweg aus Spätkapitalismus und aus der verwalteten Welt sucht: „There Must Be a Way Out Of Here“!

Am Ende, im Spätwerk, scheint er ihn gefunden zu haben, den Ausweg, den Zufluchtsort. Er lässt uns an seiner Utopie teilhaben. Kein Heaven, kein mythisches Highland, ein ganz realer, toleranter, humaner Ort um zu leben, und die Reise anzutreten: Key West. So wird unser Magazin heißen.

Darmstadt, Leipzig, Februar 2021

Für das Redaktionsteam:

Thomas Waldherr

Richard Limbert

Darmstadt

Leipzig